Interview: Zu Risiken und Nebenwirkungen untersuchen Sie bitte Männer und Frauen
In der Vergangenheit wurden geschlechtsspezifische Unterschiede in der klinischen Forschung zu wenig berücksichtigt. Mittlerweile ist das Bewusstsein für das Thema vorhanden, sind Vorgaben strikter. Aber es gibt immer noch viel Luft nach oben, sagt Sachverständigenratsmitglied Prof. Dr. Petra Thürmann.
Interview: Hendrik Bensch
Frau Professorin Thürmann, Ende der 1990er-Jahre haben Sie sich bei Ihrer Antrittsvorlesung zur Habilitation mit Frauen in der klinischen Forschung beschäftigt und einige Missstände aufgezeigt – sowohl mit Blick auf die Patientinnen als auch mit Blick auf die Forscherinnen. Was hat Sie damals bei dem Thema umgetrieben?
„Es fiel in den 1990ern auf, dass bei einigen Erkrankungen deutlich mehr Männer an den Studien teilnahmen als Frauen. Unter anderem hatte eine Gruppe amerikanischer Internistinnen eine geschlechtergetrennte Analyse zu Studien über Bluthochdruck gemacht und herausgefunden: Frauen waren kaum untersucht worden. Zudem schienen sie nicht so sehr von den blutdrucksenkenden Medikamenten zu profitieren wie Männer. Daraufhin stellte man auch bei anderen Fachgebieten fest, dass Frauen weniger in Studien berücksichtigt worden waren.“
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